Ein Plädoyer fürs Ehrenamt
In den letzten Tagen hatten wir Jugendtrainersitzung (Handball) – und da war es wieder, das Thema Trainersuche…. Ich selber bin vor über 2 Jahren selber in die Trainerrolle reingestolpert, obwohl ich vom Handball bis dahin wenig Ahnung hatte. Als das Thema, „Wer trainiert denn im nächsten Jahr die Minis?“ aufs Tablett kam, hatte ich mich einfach nicht schnell genug aus dem Staub gemacht. Bedenken hatte ich auch – mit meiner Zeit muss ich schon auch haushalten – alleinerziehend, berufstätig, 2 Kinder, Haushalt, Garten, selber sportliche Hobbies…
Mein vorherrschender Gedanke in dem Moment war dann aber, dass meine beiden Töchter bereits jahrelang vom ehrenamtlichen Engagement anderer massiv profitiert hatten und sie durch sie ans Handball – an diesen wunderbaren Teamsport herangeführt, gefordert und gefördert wurden. Und – dieses System kann nur dann funktionieren, wenn sich immer wieder auch Freiwillige hervortun, die bereit sind, wieder etwas zurückzugeben.
Nun ist es so, dass ich kaum Menschen kenne, die sagen, ja mei, mir war langweilig und deshalb wurde ich ehrenamtlicher Trainer – ich würde fast das Gegenteil behaupten. Oft sind es die gleichen Gesichter, die man dann antrifft, wenn es was zu organisieren gilt, die bei Schulfesten, Pfingstturnier, St. Martin oder wo auch immer mit anpacken. Sie sind der Motor für ein aktiv gestaltetes Dorf- und Vereinsleben, von dem viele profitieren. Die meisten stehen mit 2 Beinen voll im Beruf. Ich denke aber, dass viele dieses ehrenamtliche Engagement als sinngebendes und glücklichmachendes Element für ihr Leben entdeckt haben. Sie haben eine bewusste Entscheidung getroffen. Sie sind bereit ihr Leben um dieses Engagement herumzubauen – das ist nicht immer einfach, erfordert eine gewisse Anstrengung und wie gesagt, basiert auf einer bewussten Entscheidung, sich für bestimmte Werte einzusetzen.
In meinem Arbeitsleben kenne ich etliche Kollegen, die Managerrollen bekleiden, aber z. B. immer donnerstags Punkt 4 Uhr das Büro verlassen, weil sie zu ihrem Traineramt müssen – die meisten Arbeitgeber haben für so etwas im übrigen Verständnis – und mehr noch, bewerten ehrenamtliches Engagement sogar äusserst positiv, da es so manches persönlichskeitsbildendes Seminar ersetzt.
Thomas Baumeister, Leiter Corporate Volunteering bei der Deutschen Bank sagt z.B.: „Mitarbeiter, die sich ehrenamtlich engagieren, beweisen eine hohe soziale Kompetenz, haben Verantwortungsbewusstsein und sind starke Team-Player.
Ich selber muss sagen, dass mir die 2 Jahre Jugendtrainer riesigen Spass gemacht haben – zu sehen, wie sich die Kinder weiterentwickeln, wenn sie Spass im Training oder auf Turnieren haben ist einfach toll. Natürlich gibt es auch Situationen, die einen extrem fordern und wo man sich dann denkt „Warum mach ich das hier“ oder wo einem nach einem lauten Training der Kopf brummt. Aber letzten Endes sind das genau die Momente, in denen man wieder etwas über sich selber lernen und sich weiterentwickeln kann.
Nachfolgend noch einige weitere Gründe, die aufzeigen, warum es sich lohnt ehrenamtlich tätig zu werden (Quelle: Internet, unter anderem blog von Jessica Diehl „7 einfache Gründe, warum mich ehrenamtliches Engagement so glücklich macht“:
- Ehrenamt macht glücklich – dies bestätigen unter anderen Untersuchungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die Ergebnisse zeigen, dass ein Ehrenamt mit einer höheren Lebenszufriedenheit und einer positiven Grundstimmung verbunden ist. Diese beiden Dinge sind zwei grundlegende Elemente des subjektiven Wohlbefindens, wie das Glücksgefühl auch genannt wird.
- Helfen macht einfach Spaß und glücklich! Warum? Weil wir meistens eine direkte Rückmeldung auf unser Handeln bekommen.
Das kann ein Lächeln, eine Geste oder ein Wort sein, aber auch ein geglückter Sprungwurf eines Kindes, das bis vor ein paar Monaten noch grosse Probleme hatte mit dem Ball überhaupt das Tor zu erreichen.
- Wer sich neben dem Job und dem Familien-Alltag freiwillig betätigt, der ist ganz bestimmt auf der Suche nach Sinn und Das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun und seine Zeit nicht zu „verschwenden“, kann einem ungemeinen Halt geben.
- Soziales Engagement hilft uns dabei, unser Selbstwertgefühl zu verbessern. Und dadurch nimmt das Selbstbewusstsein ganz automatisch zu.
- Eine tolle Gemeinschaft zu erfahren, neue Menschen kennen zu lernen und vielleicht sogar Freundschaften fürs Leben zu schließen, ist für viele der primäre Grund, sich ehrenamtlich zu engagieren.
- Im Ehrenamt muss man sich täglich mit Konflikten vieler Arten herumschlagen. In solchen Situationen diplomatisch zu reagieren, ist eine Fähigkeit, die uns im Leben oft weiterbringen wird. In einer ehrenamtlichen Tätigkeit haben wir die Chance, genau diese Kompetenz zu fördern und täglich anzuwenden.
- Wer viel gibt, bekommt viel zurück. Eine einfache Gleichung, die jedoch absolut nichts mit materiellen Gütern zu tun hat. Denn das, was ich zurückbekomme, ist so viel wertvoller als Geld: Ein Lächeln, Erfahrung, Wissen, soziale Kompetenzen und einfach das Gefühl, etwas geschafft zu haben.
Elisabeth Schneider, Juli 2020, Kirchdorf